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Interview

60 Jahre emuco

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RÜCKBLICK AUF DIE ANFÄNGE

Welche Erinnerungen haben Sie an die Gründung von emucound die ersten Jahre des Unternehmens?

KLAUS HAUPRICHT: Natürlich kenne ich nur die Geschichte, die von den Erzählungen meines Bruders und langjährigen Geschäftspartners Günter zeugt. Ernst Müller gründete die Firma im Jahr 1964. Nach etwa 5 Jahren stieg Günter schnell in das Unternehmen ein und die beiden arbeiteten lange Zeit erfolgreich zusammen. Meine eigene Verbindung zur Firma begann etwa im Jahr 1986. In der Zeit meines BWL-Studiums an der Fachhochschule Köln erkrankte der Firmengründer Ernst Müller schwer. In Absprache mit Günter entschieden wir gemeinsam, dass ich mein Studium abbreche und sofort in die Firma einsteige. Zuerst als Mitarbeiter, später als Partner. Ich habe diese Entscheidung nie bereut

Was waren die größten Herausforderungen zu Beginnund wie haben Sie sie gemeistert?

KLAUS HAUPRICHT: Die anfänglichen Herausforderungen bestanden darin, dass ich zu Beginn wenig Kenntnisse über die Produkte und die Branche hatte. Es erforderte eine rasche Aneignung von Fachwissen. Ich wurde ins kalte Wasser geworfen und begann aktiv Kunden zu besuchen. Dies war damals noch anders als heute, da Kundenbesuche oft ohne feste Terminabsprache erfolgten. Meine Spezialisierung galt insbesondere der Firma Coroplast, die unter anderem Klebebänder, kunststoffisolierte Leitungen sowie damals Profile und Schläuche produzierte.

PERSÖNLICHE REFLEXION

Was bedeutet es für Sie persönlich, das 60-jährige Jubiläum von emuco zu feiern?

KLAUS HAUPRICHT: Ich bin äußerst stolz auf den Erfolg, vor allem, weil ich seit nunmehr 38 Jahren eng mit der Firma verbunden bin. Es erfüllt mich mit Stolz zu sehen, wie wir es geschafft haben, die Transformation von einer reinen Handelsvertretung zu einem Handelsunternehmen mit eigener Produktion und eigenem Lager zu vollziehen. Im Laufe der Jahre habe ich viele Unternehmen kommen und gehen sehen, und es freut mich besonders, dass wir auch nach 60 Jahren immer noch gut aufgestellt und erfolgreich sind.

ENTWICKLUNG DES UNTERNEHMENS

Welche Meilensteine hat emuco auf dem Weg zu seinem 60-jährigen Bestehen erreicht und wie hat sich das Unternehmen im Laufe der Jahre verändert, insbesondere in Bezug auf Produkte, Dienstleistungen und Marktpräsenz?

GÜNTER HAUPRICHT: Wie bereits erwähnt hat emuco als reine Handelsvertretung angefangen. Im Laufe der Jahrzehnte haben Klaus und ich die Firma transformiert: weg von reinen Handelsvertretungen hin zu Zwischenhandelsgeschäften (Streckengeschäften), eigenem Lager und schließlich eigener Produktion. Dabei lag stets der Fokus auf der europäischen Kabel- und Drahtseilindustrie.

GEHEIMNISSE UNSERES ERFOLGES

Welche Faktoren würden Sie als Schlüssel zum Erfolg von emuco betrachten und gab es bestimmte Strategien oder Entscheidungen, die besonders wichtig für das Wachstum des Unternehmens waren?

KLAUS HAUPRICHT: Eine entscheidende Weichenstellung für das Wachstum und den Umbau unseres Unternehmens erfolgte durch die Verbindung von Günter zu unserem früheren Geschäftspartner und später dann Berater und Freund, Himel Gupta, einem Kabelkonstrukteur und -designer. Durch seine Anregungen wurden wir dazu motiviert, aktiv im asiatischen Markt, insbesondere in Indien, China und teilweise Thailand sowie anderen Regionen, tätig zu werden.

HERAUSFORDERUNGEN

Welche Herausforderungen haben Sie während Ihrer Zeit als Inhaber erlebt und welche wichtigen Lektionen haben Sie daraus gelernt? Gibt es Entscheidungen, die Sie im Nachhinein anders treffen würden?

GÜNTER HAUPRICHT: Die Erkenntnisse zeigten, dass Investitionen oft einen längeren Atem erfordern und es wichtig ist, dem Unternehmen die nötige Zeit zu geben, damit sich alles positiv entwickeln kann. Das betrifft insbesondere Neuinvestitionen, vor allem im Bereich Maschinen, bei denen ein bestimmter Zeitraum erforderlich ist, um die Amortisation zu erreichen und in die Gewinnphase überzugehen. Eine grundlegende Lektion, die wir im Laufe der Jahrzehnte gelernt haben und die sich bewährt hat, ist der Grundsatz im Umgang mit Kunden, Lieferanten und Partnern: „Die Kirche im Dorf zu lassen.“ Es ist entscheidend, nicht nur den kurzfristigen Erfolg im Blick zu haben, sondern stets nach dem Motto zu handeln: „Man sieht sich immer zweimal im Leben“, um eine langfristige und partnerschaftliche Zusammenarbeit anzustreben.

INNOVATION UND TECHNOLOGIE

Wie wichtig ist Innovation für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit und gibt es spezielle Innovationen oder Technologien, auf die das Unternehmen besonders stolz ist?

KLAUS HAUPRICHT: An erster Stelle muss historisch betrachtet Ernst Müller genannt werden. Er war Einkäufer bei einem Kabelwerk namens Felten & Guilleaume in Köln, bevor er sich relativ spät in seinem Leben mit Mitte vierzig selbstständig machte. In jener Zeit wurde im Bereich der Armierung und Füllung von Kabeln häufig Naturfaser, insbesondere Jute, verwendet. Jute wies jedoch Nachteile wie Unregelmäßigkeiten und Verdickungen auf. Ernst Müller’s Idee bestand darin, diese Naturfaser durch ein Kunststoffgarn, konkret ein Polypropylengarn, zu ersetzen. Die Vorteile waren offensichtlich: Gleichmäßigkeit, garantierte Knotenfreiheit und die Möglichkeit, Maschinen schneller laufen zu lassen. Gemeinsam mit der Firma Lankhorst setzte er diese Idee um. Noch heute erinnere ich mich daran, dass emuco nach zehn Jahren Einführungsarbeit, zunächst bei der Firma Siemens und anschließend bei Felten & Guilleaume in Köln, die ersten größeren Aufträge erhielt. Heute lässt sich feststellen, dass es weltweit kein Kabelwerk gibt, das nicht auf irgendeine Weise Polypropylengarne einsetzt. In diesem Bereich haben Ernst Müller und emuco einen maßgeblichen Beitrag geleistet.

BRANCHEN-ENTWICKLUNGEN

Wie haben sich die Märkte, in denen Ihr Unternehmen tätig ist, über die Jahre verändert, wie hat sich die Branche insgesamt entwickelt und wie hat Ihr Unternehmen darauf reagiert?

GÜNTER HAUPRICHT: Wir haben kontinuierlich versucht unser Sortiment anzupassen und neue Produkte einzuführen, stets mit dem Fokus auf die europäische Kabel- und Drahtseilindustrie sowie einige spezifische Nischen. Parallel dazu hat sich emuco von einem regionalen Anbieter, der teilweise deutschlandweit tätig war, zu einem Global Player entwickelt, der heute Kunden in ganz Europa und teilweise sogar weltweit bedient, sowohl auf der Verkaufs- als auch auf der Einkaufsseite. Unsere Expansion in diesem Bereich war beeindruckend. Die Kabelindustrie hat sich in den letzten Jahrzehnten erheblich verändert. Wir haben stark von der gestiegenen Kabelproduktion, insbesondere in Osteuropa, profitiert. Bereits in den Anfängen waren wir in diesem Markt präsent und haben heute viele Kunden in dieser Region. Gleichzeitig hat eine Marktbereinigung in allen Branchen stattgefunden, wobei einige Unternehmen durch Innovationen oder Übernahmen enorm gewachsen sind. Dennoch gibt es immer noch zahlreiche große, mittlere und kleinere Kabelwerke, was für uns von großer Bedeutung ist, um nicht von einem einzelnen Konzern vollständig abhängig zu sein. Ein Ansatz, den wir stets erfolgreich verfolgt haben. Wie Ernst Müller einst betonte ist die Kabelindustrie ein vergleichsweise stabiler Markt, da Kabel unabhängig von Frieden oder Krieg sowie aktuellen Entwicklungen, wie dem derzeitigen Schwerpunkt auf erneuerbaren Energien, immer benötigt werden. Diese Perspektive in die Zukunft bestätigt sich auch aus unserer Sicht.
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BEZIEHUNG ZU KUNDEN UND PARTNERN

Wie hat sich die Beziehung zu Kunden und Geschäftspartnern im Laufe der Jahre entwickelt und welche Bedeutung haben langfristige Kundenbeziehungen für Ihr Unternehmen?

GÜNTER HAUPRICHT:Die Bedeutung langfristiger Kundenbeziehungen für unser Unternehmen ist enorm. Wir profitieren weiterhin davon, dass wir Kunden haben, die von Anfang an mit emuco zusammengearbeitet haben, also seit nunmehr 60 Jahren. Im Laufe der Jahre haben sich diese Beziehungen stetig weiterentwickelt. Dabei sind nicht nur Geschäftsverbindungen entstanden, sondern auch Freundschaften, Geschäftsfreundschaften und Partnerschaften, die von einem hohen Maß an gegenseitigem Respekt und Vertrauen geprägt sind.

BRANCHEN-ENTWICKLUNGEN

Welche Rolle spielt das Team von emuco in Ihrem Erfolg und gibt es bestimmte Mitarbeiter, die besonders hervorzuheben sind? Wie würden Sie die Unternehmenskultur von emuco beschreiben?

KLAUS HAUPRICHT: Im Verlauf der Jahre sind wir von einem reinen Familienunternehmen mit 3 Mitarbeitern zu einer Firma mit etwa 20 Mitarbeitern gewachsen, die natürlich nicht mehr ausschließlich aus Familienmitgliedern besteht. Besonders möchte ich zwei Punkte hervorheben. Zum einen hat vor etwa 13 Jahren Thomas Schönung, unser aktueller Betriebsleiter, eine bedeutende Rolle gespielt. Seine Einstellung markierte den Startpunkt für die Ausrichtung hin zur eigenen Produktion und einem großen Lager in Haßloch. Thomas hat zweifellos wesentlich zum langfristigen Erfolg und den beeindruckenden Umsatzsteigerungen beigetragen.Zum anderen freue ich mich besonders darüber, dass es gelungen ist, meine Tochter Nadja für emuco zu gewinnen. Dadurch ist eine notwendige Verjüngung des Unternehmens mit neuen Ideen und Perspektiven für die kommenden Jahrzehnte gesichert. Zusammengefasst basiert die Unternehmenskultur auf einem vertrauensvollen und verständnisvollen Miteinander. Ein deutlicher Beweis für die Richtigkeit unserer Strategie ist, dass wir mittlerweile viele Mitarbeiter haben, die bereits seit vielen Jahren bei emuco beschäftigt sind.

ZUKUNFTSPLÄNE

Wie sehen Sie die Zukunft des Unternehmens in den nächsten Jahren und gibt es bestimmte Ziele oder Projekte, die Sie für die Zukunft anstreben?Wie sehen Sie die Zukunft des Unternehmens in den nächsten Jahren und gibt es bestimmte Ziele oder Projekte, die Sie für die Zukunft anstreben?

NADJA HAUPRICHT: emuco soll kontinuierlich, aber mit Bedacht wachsen. Es ist mir wichtig, dass wir dies in kleinen, angemessenen Schritten realisieren, um sicherzustellen, dass das Unternehmen weiterhin gesund bleibt. In diesem Zusammenhang planen wir die Produktion in Haßloch zu steigern und in neue Maschinen sowie die Erweiterung von Produktions- und Lagerkapazitäten zu investieren.

Meine Vision:
1. Zusammenarbeit statt Konkurrenzkampf. Das halte ich auf allen Ebenen für entscheidend. Wir sind ein kleines Unternehmen und ich bin überzeugt, dass wir „Kleinen“ uns gegenseitig supporten sollten.
2. Offenheit, Ehrlichkeit, Verständnis. Das erleichtert einiges und spart viel Zeit.

Mein Vater und mein Onkel haben in den letzten Jahrzehnten vieles richtig gemacht. Der Erfolg von emuco nach nunmehr 60 Jahren gibt ihnen recht. Die Welt dreht sich weiter und so verändern sich Prozesse und Menschen stetig. Ich wünsche mir, dass wir mit dem Fortschritt gehen und diese Veränderungen lernen zu akzeptieren. Es kann nicht immer alles auf Anhieb funktionieren und nicht alles „Alte“ muss zwangsläufig verbessert werden. Das war übrigens mein erstes learning bei emuco! Das Schlusswort möchte ich unseren Mitarbeitern widmen. Ihr macht einen grandiosen Job! Danke, dass ihr einen Großteil eurer Lebenszeit bei emuco verbringt. Ein Unternehmen kann niemals ohne ein gut funktionierendes Team existieren. Unsere Mitarbeiter sollen stets in einem Unternehmen arbeiten, in dem „der Mensch“ im Vordergrund steht. Sie sollen sich wohl-, gehört- und geschätzt fühlen. Ich hoffe, dass wir noch viele Jahre zusammenarbeiten und emuco gemeinsam erfolgreich für die Zukunft aufstellen.